Querenburger Hofnamen

im Schatzbuch der Grafschaft Mark

 

Stadtrechtsrat Dr. Otto Hülsebusch

 

Der heutige Stadtteil – die frühere Landgemeinde – Querenburg ist aus dem Zusammenschluß der ehemaligen Bauernschaften Querenburg und Frielinghausen entstanden. Zum ersten Male kommt die Bezeichnung Q u e r e n b u r g für den Bereich des heutigen Stadtteils in der Türkensteuerliste des Jahres 1542 vor.

 

Im Schatzbuch der Grafschaft Mark, dessen Entstehung in das Jahr 1466 fällt, und das also noch weiter zurückreicht als die Türkensteuerliste, wird dasselbe Gebiet als Vrylinchuysen bezeichnen. Das Meßkornregister der Pfarrkirche zu Bochum aus dem Jahre 1513 führt beide Bauernschaften selbständig nebeneinander auf. Ebenso geschieht es in den Kirchenschatzungen 1547 und 1599, im Gegensatz wieder zur Türkensteuerliste 1598, die wie ihre Vorgängerin aus dem Jahre 1542 das gleiche Gebiet als e i n e Verwaltungseinheit erfaßt. Über die Geschichte dieser beiden Bauernschaften hat insbesondere Dr. Höfken im Bochumer Heimatbuch 1925 (Querenburger Bauernsitze S. 62-79) geschrieben. Hierbei wurde auch das Schatzbuch der Grafschaft Mark berücksichtig, das eine Veranlagung der Querenburger Höfe und Kotten enthält. Das Schatzbuch ist das älteste vorhandene Verzeichnis über die Besteuerung des platten Landes.

 

Im Rahmen dieses Aufsatzes sollen die Namen der Höfe und Kotten des Schatzbuches, soweit sie im Bereich des heutigen Stadtteils Querenburg liegen, nach ihrem geschichtlichen Werdegang und ihrer geschichtlichen Bedeutung untersucht werden.

 

Das Schatzbuch der Grafschaft Mark führt für die Bauernschaft Vrylinchuysen (ab 1542 = Querenburg) folgende Besitzer der Hofesstellen oder Kotten (mit Veranlagung) an:

 

1. Schult van Kleynherbede 6 g (= gulden)

2. Thoen 6 g

3. Derick to Vrylinchuysen 6 g nil habet bekundet

4. Coirt 6 g
5. Wennemar, Evertz soen 6 g
6. Greve Averberch 6 g
7. Roide Evert 6 g
8. Jan to Querenberg 6 g
9. Coen to Querenberg 6 g
10. Voerste aver die beicke 6 g
11. Scheve to Querenberg 4 g
12. Ridder to Querenberg 6 g
13. Amt opper Heide 4 g
14. Gerdt Buschey 4 g
15. Gerwyn Busschey 4 g
16. Coen Specht 2 oirt
(ort = quart
= ¼ gulden)
17. Huystat 2 g
18. Rutger Budde 2 oirt

Die Höfe mit sechs Gulden Steuer hatten einen Steuerwert von 200 Gulden.

Wenn wir die Erkenntnisse aus dem Messkornregister 1513 und den Kirchenschatzungen 1547 und 1599 verwerten, worin die Abgabepflichtigen für Frielinghausen und Querenburg getrennt aufgeführt sind, so kann man wohl die Besitzer der Höfe Nr. 1-5, also Schult van Kleynherbede, Thoen, Derick to Vrylinchusen, Coirt und Wennemar, Evertz soen zur Unterbauernschaft Frielinghausen rechnen. Außerdem gehört hierhin der Kötter Huystat unter Nr. 17, der hier außer allem räumlichen Zusammenhang zwischen den Köttern Specht und Budde (Schrepping) aufgeführt ist. Die übrigen Höfe und Kotten zählen zur Unterbauernschaft Querenburg.

Zur Namensgeschichte der einzelnen Höfe und Kotten darf nunmehr folgendes ausgeführt werden:

 

A) Unterbauernschaft Vrylinchusen.

 

Eine Gruppe von 3 Höfen auf der Grenze von Querenburg-Heven führte ursprünglich die Bezeichnung Kleinherbede, weil die Mehrzahl der Höfe (Rehlinghaus und Jobst Wilhelm) zum Oberhof Herbede gehörte, der 1225 58 Unterhöfe umfaßte. Diese Bezeichnung blieb dann am größten Hof, dem Schultenhof, haften. Er wurde dann später zu Frielinghaus gerechnet, während die beiden anderen Höfe nach Heven kamen. Der Hof Schulte Kleinherbede gehörte schon 1347 den adligen Herren von Siberg auf Hohensyburg (Kindlinger, Geschichte der deutschen Hörigkeit, 1819, Urk. Nr. 94). Im 18. Jahrhundert war der Hof dem Rittersitz Heven abgabepflichtig. Das alte Bauerngeschlecht ist noch heute im Besitz dieses großen Hofes.

Die Verwendung der Bezeichnung „Schulte“ für Inhaber von Bauernsitzen ist gerade in unserer näheren und weiteren Umgebung ziemlich häufig. Im Schatzbuch der Grafschaft Mark gibt es eine Reihe von Schultenhöfen, selbst wenn man sich dabei nur auf das Amt Bochum beschränken will, so den Schulte van Bergen, in Gerthe den Schult to Berchaven, in Werne den Schult van Lindbecke. In der großen Bauernschaft Langendreer sind Schult-Wessel, Schult-aver die Becke, Schult-Kalthoff, Schult ten Boikholt sowie Schult van Oemmynck Hofbesitzer. In Wiemelhausen gibt es neben Schult (to Brenschede) einen Schult van Krawinkel.

Bei der Verwendung des Wortes Schulte braucht man nicht immer an einen Oberhof zu denken, dem eine Reihe von Höfen und Kotten für einen größeren Grundherrn abgabe- und zinspflichtig war, wie dieses zum Beispiel bei Schulte-Krawinkel zutrifft der dem Abt von Werden unterstand. Mit der Zeit führten auch solche Bauern den Titel, die in ihrer Bauernschaft auf Grund der Größe ihres Grundbesitzes und persönlicher Eigenschaften sich eines besonderen Ansehens erfreuten und für gewöhnlich berufen waren, die Interessen der Bauernschaft wahrzunehmen. Dieses geschah bereits auch in einer Zeit, in der die Familiennamen noch nicht zum festen Begriff geworden waren, was dahin führte, daß sich im Laufe der Zeit der Name Schulte mit einem Bauernhof verband.

Die Verwendung des Wortes „von“ (van) will dabei wenig besagen. Das Wörtchen hat keine besondere Bedeutung, insbesondere läßt es nicht etwa unbedingt auf einen Adelscharakter schließen. Im Mittelalter beschränkte sich dieses Wort nicht lediglich auf Adlige, es fand vielmehr Verwendung auch bei Bürgerlichen und bei Bauern.

 

2) T h o e n

 

Besitzer des Thoenhofes war 1513 (Meßkornregister) Hinrick Tonnis, 1542 (Türkensteuerliste) Tone to Frilinghuissen, seit 1598 erscheint er als Thöne (1599 als Theune).

Der Hof Thoene gehört zu den ältesten Siedlungen im Bereich von Querenburg. Seine Besitzer wirkten seit alters als Freischöffen beim Frei- bzw. Femegericht in Bochum mit. Als solche werden sie auch 1403, 1409 und 1438 eigens erwähnt: 1403 Toyne van Vrylinchusen, 1409 Toyne Vryman, 1438 Toyne van Vrylinchusen.

Der Hofname ist wohl aus dem Rufnamen Antonius hervorgegangen. In den ältesten Zeiten hatte jeder nur den Rufnamen. Bei den Siedlungsverhältnissen, wie sie damals gegeben waren, reichte er zur Unterscheidung von Personen vollends hin. In Westfalen und damit auch in Bochum gab es in der Hauptsache n u r Einzelsiedlungen. Jeder hatte hier einen eigenen Hof, der zudem meistens für sich abgeschlossen dalag und von dem Nachbarhof oder Kotten noch ein beachtliches Stück Weges entfernt war. Aber selbst da, wo dieselben, wenn auch nur zum Teil, wie beispielsweise in der alten Bauernschaft Altenbochum, Wiemelhausen oder Havkenscheid dorfartig einander näherrückten, bestanden sie für gewöhnlich aus 4 - 6 Siedlungen, zu denen dann im allgemeinen noch die Kleinsiedlungen von einigen Köttern hinzutraten. Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, wenn mit dem Aufkommen der Familiennamen bereits geläufige Vornamen sich allmählich in Zu- oder auch Hofnamen umformten, wie es hier anscheinend auch bei Thoen zutrifft.

Der Name Antonius ist ein christlicher Name. In den Zeiten der Völkerwanderung und später waren die Namen auf den stürmischen Geist unserer Vorfahren abgestellt Sie zeugten von Kampf und Sieg, von wildem Krieges-mut von dem Behagen an Not und Gefahren und schließlich auch von der Lust am Kampf mit Mensch und Tier.

Ein Wandel vollzog sich jedoch, als nach den Eroberungszügen Karls des Großen das Christentum unter den germanischen Stämmen mehr Wurzel faßte. Die Kirche verwarf bei der Taufe die alten Namen als heidnisch. Die heidnischen Namen verschwanden, und kirchliche Namen lateinisch-griechischen und hebräischen Ursprungs hielten von Süden her über die Alpen ihren Einzug. Bis zur Hohenstaufenzeit war die Zahl dieser Namen noch verhältnismäßig gering, sie wuchs aber in auffallender Weise mit Beginn des 14. Jahrhunderts. Besondere Bevorzugung hat – was auch noch das Schatzbuch eindeutig erkennen läßt – damals der Name Johannes erfahren. Andere Namen waren die Namen der Apostel Petrus und Paulus, Michaels des Drachen-töten, Georg, Nikolaus usw. Häufig war in ganz Westfalen auch der Name Antonius, der von dem hl. Antonius, dem Einsiedler, entlehnt wurde. Er war in ganz Westfalen besonders volkstümlich. Bezeichnend ist, daß bereits im Jahre 851 die Reliquien dieses Heiligen in das Kloster Freckenhorst im Münsterland überführt wurden. Nicht weniger Verehrung fand der hl. Antonius im gesamten Sauerland. Es gibt keinen zweiten Heiligen, dessen Name mit uralten Kapellen im Sauerland in solcher Zahl verbunden ist wie es für Antonius, den Einsiedler, zutrifft Es wird sogar die Zahl 30 genannt.

Aber auch in unserer engeren Heimat scheint es nicht anders gewesen zu sein. Den Namen des hl. Antonius trug bspw. auch die Kapelle im heutigen Stadtteil Bochum-Linden. Sie wurde zu Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut, um den von der Pfarrkirche in Niederwenigern zu weit wohnenden Gläubigen eigenen Gottesdienst zu bieten. Die Pfarrkirche zu Hattingen hatte in ihrer katholischen Zeit einen dem hl. Antonius geweihten Altar mit vielen frommen Stiftungen. Das schon längst verfallene Schloß Hardenstein bei Herbede hatte nach v. Steinen eine dem hl. Antonius, dem Einsiedler, gewidmete Kapelle. Aber auch das Schatzbuch selbst enthält noch eine inter-essante Eintragung. Für die Bauernschaft Eppendorf wird Johann in dem Hagen aufgeführt, dessen Hof „hoert sent Antonius to“. Es war der Niederhagemannhof, der noch 1664 an die Kirche von Hattingen (St. Antonius Altar) abgabepflichtig war.

Während Tönnis die gebräuchliche Abkürzung für Antonius war, kommt der Rufname Toyne selten vor.

Der Hof verlor im 16. Jahrhundert seine Selbständigkeit und geriet an den Rittersitz Heven. Der Name Thöne ist seit langem vom Hofe verschwunden. Der Hof ging auf Georg Buschmann über. Der jetzige Besitzer Arthur Elling heiratete in den Hof ein, der Westerholtstraße 15 liegt.

 

3. Derick to Vrylinchuysen

 

Der Name Vrylinchuysen findet eine unterschiedliche Verwendung. Im Schatzbuch umfaßt er zunächst den Bereich der späteren Bauernschaft Querenburg, wie sie uns in der räumlichen Ausdehnung der Türkensteuer-liste 1542 entgegentritt. In den kirchlichen Listen 1513, 1547 und 1599 bezieht sich die Bezeichnung nur auf den östlichen Teil der Bauernschaft Querenburg, also auf die Unterbauernschaft Frielinghausen; hier gab es aber auch noch e i n e Siedlung gleichen Namens. Das Schatzbuch berichtet lediglich von einem Hof in dieser Siedlung, eben dem Derick to Vrylinchuysen.

Neben Derick haben aber auch die Höfe Cordt und Thoene zumindest zeitweise diesen Zusatz to Vrylinchuysen oder so ähnlich geführt. Demnach darf man annehmen, daß Vrylinchuysen zunächst nur aus 3 Höfen bestanden hat und seine ursprüngliche Bedeutung sich auf diese Siedlung beschränkte. Derick to Vrylinchuysen befand sich, wie auch schon bereits aus der Veranlagung im Schatzbuch hervorgeht, in schlechten Vermögensverhältnis-

sen. Er konnte die Steuer, zu der er veranlagt war, nicht aufbringen. So ist es dann nicht verwunderlich, daß sein Gut im Meßkornregister 1513 als Hermann Hoppenbrouwers gutt to Vrylinckhusen aufgeführt wird, also diesem Bochumer Bürger verpfändet war. 1547 wird es als Springorums Gut bezeichnet und 1599 zahlt Cordes (vergl. Ausführungen unter 4) von beiden Gütern in Frielinghausen. Danach darf man wohl annehmen, daß um die Wende des 17. Jahrhunderts beide Höfe miteinander verschmolzen wurden.

Der Name Frielinghaus und Frielinghausen ist in der näheren und weiteren Umgebung häufiger. So gibt es ein Frielinghausen bei Kamen, in Witten auf dem linken Ruhrufer, bei Schee unweit Haßlinghausen, Herzkamp, Gevelsberg usw.

In seiner jüngst erschienenen Abhandlung über die Entstehung der westfälischen Freigrafschaften befaßt sich Dr. Hömberg auch mit dem Vorkommen und der Bedeutung der Frilinge (Westfälische Zeitschrift 1953 S. 69 ff). Er ist der Ansicht, daß spätestens im 9. Jahrhundert dieser Siedlungsname mit der Standesbezeichnung Friling gebildet worden ist. Frilinge waren die Freibauern, die nicht vollfrei waren, sondern unter dem Schutz (der Munt) des Königs standen. Es war eine Freienklasse, deren Freiheit gemindert war. Sie waren dem Könige zu kleinen Abgaben verpflichtet. Wie alle Freien, so nahmen auch sie am Grafen- und späteren Freigericht als Schöffen teil. Diese Pflicht wurde allmählich auf bestimmte Höfe beschränkt (sogenannte Stuhlfreie). Im Bochumer Freigericht ruhte eine solche Pflicht auf den Frielinghauser Freigütern. Sie treten uns in zwei Generationen in der Geschichte der Bochumer Freigerichte als hochangesehene Freigrafen (Vorsitzende des Gerichts) entgegen. Wienand von Frielinghausen war 1257 – 1268 und Conrad von Frielinghausen 1335 – 1361 Freigraf. Auch als Freischöffen werden Angehörige der uralten Siedlung Frielinghaus genannt, so 1268 und 1335 Gerlach von Vrilinchusen, 1368 - 1368 Conrad und Diderich, vryen tho Vrylinchusen, 1386 Hanns vryman von Vrylinchusen, Conrad von Vrylinchusen, vrye. 1342 Tylemann, 1389 Hannes, 1404 – 1420 Konrad, 1400 – 1420 Rutger. 1439 – 1445 Diderich, 1435 – 1457 Hans, 1457 Johann und Hans, 1471 der grote und der kleine Hans waren Vertreter dieser beiden Freibauerngeschlechter.

Der Name Derick – 1486 – leitet sich ab von Diederich, Theoderich, ein Name der auch im Schatzbuch sehr häufig vorkommt. Er ist ein rein deutscher Name, den auch das Christentum nicht zu verdrängen vermochte. Im übrigen ist hier der Brauch erkennbar, den Hofbesitzer (und dessen Angehörigen) nach dem Taufnamen mit den Namen der Bauernschaft bzw. einer Siedlung zu bezeichnen.

 

4. C o i r t

 

Im Jahre 1513 ist Cort tho Vrylinckhusen, 1547 Johan Cortz, 1598 Johann Cort und 1599 Cordes der Besitzer des Hofes. In letzerem Jahre besitzt Cordes aber auch den anderen soeben behandelten Frilinghaushof.

Der Name Coirt ist eine Kurzform, die sich von dem Namen Conrad herleitet. Nach Heinrich ist Conrad ein Name, der von den deutschen Kaisern am meisten getragen wurde. Auch dieser Name ist interessant zu deuten.

Die erste Silbe ist eine Ableitung von dem Wort kuoni, was kühn und tapfer bedeutet Unsere Altvorderen interessierte aber nicht nur das stürmische Dreinschlagen, sie waren vielmehr auch für Weisheit und klugen Sinn, also für geistige Werte aufgeschlossen. Daher wurde auch der Stamm rat und ragin, Rat und Klugheit zur Bildung der Namen herangezogen. So kam es zu den Zusammensetzungen, wie sie uns in den Namen Cuonrad (Conrad), Raginhard (Reinhard) entgegentreten.

Aber auch diese neuen Namen hatten keinen dauernden Bestand. Sie änderten sich, waren Kürzungen unterworfen, wobei Bequemlichkeit und das Bestreben nach sprachlicher Sparsamkeit mitwirkten. So wird aus Conrad Cuno schließlich Coirt.

Der ursprüngliche Vorname Coirt erscheint auch hier bereits als Hofname. Der Zusatz, wie er hier noch einmal im Meßkornregister erscheint, dürfte mehr ein Ausfluß einer alten Gewohnheit sein. – Zu Beginn des 17. Jahr-hunderts – nach der Verschmelzung der beiden Frielinghaus-Höfe – geht der Name Coirt als Hofname allerdings unter. Der Hof heißt von jetzt ab nur Frielinghaus. Er geriet ebenfalls in die Hände des Adels. 1864 war Grundherr der Herr von Drimborn in der Baldeney bei Essen, später der Besitzer des Rittersitzes Heven. Rötger Frielinghaus löste 1792 die Abgaben an den adligen Herren mit 6 800 Reichstalern ab. Die letzte Besitzerin, Emilie Frielinghaus, heiratete den Bauern Gustav Schulte aus Westerholt der 1920 kinderlos starb. Die Witwe vermachte die Besitzung an den Bauern Bonnermann in Laer, von dessen Erben der jetzige Besitzer Wilhelm Rüsberg den Hof erwarb. Der Hof liegt Westerholtstraße 5.

 

5. W e n n e m a r Evertz soen

 

Um welchen Hof es sich hierbei handelt ist nicht eindeutig zu sagen.

 

Geht man davon aus, daß dieser mit 6 Gulden veranlagte Hof nicht einfach verschwinden kann so muß er identisch sein mit dem Hof Leinart, der im Jahre 1513 erstmalig als solcher genannt ist. Der Hof ist unter diesem Namen, wenn auch in wiederholt abgewandelter Form (zuletzt Lenners), bis in das 20. Jahrhundert hinein bekannt geblieben. Die Angabe des Besitzers mit Wennemar Evertz soen bedeutet soviel wie Wennemar, Sohn des Evert bzw. Eberhard. Man darf bei der Behandlung der Hofnamen nicht vergessen, daß die Entstehung des Schatzbuches in eine Zeit fällt, in der die Bildung von Familiennamen noch nicht zum Abschluß gekommen war. Ein beliebter Ausweg war es zu der Zeit, als die Verwendung von Vornamen zur Unterscheidung von Personen nicht mehr ausreichte, den Vatersnamen hinzuzusetzen.

 

Der später für diesen Hof aufkommende Name Lenners ist von dem Rufnamen Lienhard oder Leonhard abzuleiten. Der Hof gehörte schon im 16. Jahrhundert zu Haus Weitmar. 1763 kaufte Lenners die grundherrlichen Rechte an. Der letzte Besitzer Lenners übertrug vor 1888 den Hof auf den Landwirt Schulte Overbeck aus Langendreer. Dessen Tochter heiratete den Bauern Friedhelm Bernsau, den jetzigen Besitzer des Hofes Lennershofstraße 156.

 

6. H u y s t a t

 

Huystat ist z. Z. des Schatzbuches nachweislich der e i n z i g e K o t t e n in der Unterbauernschaft Frielinghausen.

Der Besitzer des Kottens führt in der Kirchensteuerliste 1519 den Namen Hustat, 1547 Huystert und bei Abfassung der Türkensteuerliste 1598 hatte Rötger auf der Hausstadt den Kotten inne.

Es läßt sich heute natürlich nicht mehr sagen, welche Umstände die Fortentwicklung des Namens in der aufgezeigten Richtung bestimmt haben. Immerhin dürfte es von Interesse sein, bei der Würdigung des Namens Huystat an die letzte Bezeichnung des Kottens bzw. den Namen seines Besitzers im Jahre 1598 anzuknüpfen.

Geht man davon aus, daß der Wald das Landschaftsbild in der alten Bauernschaft Frielinghausen bzw. Querenburg entscheidend mitbestimmt hat, so kann der Name des Kottens Hustat auf eine Örtlichkeit hinweisen, die zur Errichtung eines Hauses vom Walde freigemacht wurde. Dann wäre Hustadt = Haustätte. Es wäre auch denkbar, daß in früheren Zeiten sich hier Heidegelände bildete, das in der Folge für die Vieh-Hude in der Bauernschaft benutzt wurde, wie es auch Dr. Höfken im Bochumer Heimatbuch S. 34, 58 annimmt. Dann wäre Huystat aus Huydestat entstanden. Auf diesem Gelände siedelten sich im Laufe der Jahrhunderte mehrere Köt-ter an, die auch an dem nahegelegenen Wald Aspey, der den Frielinghauser Bauern gemeinsam gehörte und 1774 aufgeteilt wurde, siedelten (Aspey bedeutet Espengehölz).

Nach dem letzten Besitzer Heinrich Hustadt ist jetzt der Bergmann Karl Eicke, Buscheystraße 113 b, Eigentümer dieses Kottens.

 

B) Unterbauernschaft Querenburg

 

Es sei in diesem Zusammenhange erlaubt, entgegen der Aufzählung im Schatzbuch, zunächst die Höfe Roide Evert (Nr. 7), Voerste aver die beicke (Nr. 10) und sodann den Hof Greve Averberch zu behandeln. Die Höfe liegen in der Reihenfolge ihrer Aufzählung am heutigen Oelbach, unweit der Straße „Auf dem Kalwes“. Auch namensgeschichtliche Erwägungen sind hierfür maßgebend.

 

7. R o i d e E v e r t

 

Der Name Everts ist eine Kurzform für Eberhard. Das Wort Roide kann rauh und rot (nach der Haarfarbe) bezeichnen. Derartige Zusätze zur näheren Charakterisierung des Hofbesitzers sind auch im Schatzbuch häufiger. Wir lernen Zusätze kennen, die sich auf das Alter beziehen (Jongh und Alde). Auf den Wuchs der Person spielt die Bezeichnung „Groite“ an bei Ritger in Merklinde, bei Hermann in Riemke, die Bezeichnung „lange“ bei Roitger in Lütgendortmund usw. Ein Anhaltspunkt dafür, daß Roide auf Rodung hinweist, ist wohl nicht gegeben, da hier Roide dem Vornamen Evert nicht nachgesetzt ist.

 

Der Name Roide Evert erscheint in den späteren Urkunden nicht mehr. In dem Meßkornregister 1513 wird ein Evert Beckmann genannt. Es bestehen keine Bedenken, anzunehmen, daß demnach Roide E v e r t der Vor-gänger im Besitz des späteren E v e r t Beckmann gewesen, vielleicht sogar mit ihm identisch ist. Im Kirchensteuerregister 1519 ist nämlich seine Frau als Besitzerin des Hofes, als Beckfrau angeführt.

Der Name Beckmann läßt sich dann durch die Jahrhunderte verfolgen. Seinem Inhalt nach verweist er auf die Lage an dem Bach, der sog. Becke, dem heutigen Oelbach (vgl. Ausführungen unter 8).

Der Hof war Unterhof des Oberhofes Herbede. Er gehört heute dem Bauern Dietrich Beckmann, auf dem Kalwes 231.

 

8. V o e r s t e aver die beicke.

 

Nach dem Meßkornregister 1513 ist Wilhelm de Vorste der Besitzer, 1542 die Vorste to Overbecke. 1599 Voerste. Hier interessieren die Namenbestandteile „Voerste“ und „aver die beicke“.

Die Bezeichnung von Höfen bzw. Hofesbesitzern nach einem Bach findet sich im Schatzbuch häufiger. So wird bspw. in der Bauernschaft Langendreer ein Coen sowie ein Schulte aver die beicke verzeichnet neben Hendrick und Evert Becker. In der Bauernschaft Altenbochum stoßen wir auf Henrick in der Gladbeick. In Weine gibt es ein Schulte van Lyndbeck.

 

Von Interesse ist die schlichte Bezeichnung nach dem Bache, bei dem es sich um den heutigen Oelbach handelt Die Verwendung dieser Bezeichnung ist nicht willkürlich, sie ist vielmehr auf natürlichem Grunde gewachsen. Für die wenigen Anwohner in der näheren und weiteren Umgebung gab es nur die eine becke, die für ihren Gedanken- und Lebenskreis in Betracht kam. Eine Bezeichnung der becke noch durch einen besonderen Zusatz war nicht nötig, weil ein anderer Bach von gleicher Bedeutung nicht im Gesichtskreis der Anwohner lag.

Bis zum Meßkornregister 1513 hat bei dem Inhaber dieses Hofes Voerst aver die beicke der erste Namensteil Voerste so an Bedeutung gewonnen, daß der Zusatz hier nicht mehr in Erscheinung tritt. Zwar finden wir ihn noch einmal bei der Türkensteuerliste 1542. Hier wird wohl die Anführung mehr aus einer alten Gewohnheit heraus gemacht als aus einem echten Bedürfnis entsprungen sein.

 

Es ist von Interesse hier festzustellen, daß der Hinweis auf die Lage am Bach sich für die Folge mit dem Hof des Roide Evert verbindet wenn dieser fortan den Namen „Beckmann“ trägt (vgl. Nr. 7).

 

Zu untersuchen wäre nun, welche Bedeutung dem Wort Voerste beizulegen ist. Nach Jellinghaus könnte Voerste Forst, Wald und Bannwald bedeuten. Voerste weist dann auf einen Wohnsitz im Walde bin. Im Amt Bochum gab es noch einen Hof vursten (1332, später Vörste genannt), der in Marten lag. Nach Dr. Höfken enthält das Wort Voerste einen Hinweis auf die Lage des Hofes zum Mees- oder Oelbach, an dem er am dichtesten gelegen sei. Diese Auslegung hat auch etwas für sich. Eine ähnliche Bezeichnung findet man auch bei dem Hause Steinkuhl, das seit dem 17. Jahrhundert in die vorderste und hinterste Steinkuhle unterschieden wird. Der Hof war ebenfalls ein Unterhof des Oberhofes Herbede. Die Bauern dieses Oberhofes nannten sich „freie Reichshofleute“ und saßen als Schöffen im Freigericht mit, so 1368 26. 9. Lambrecht dey Voirste, eyn vrie (Merx, Urkundenbuch Clarenberg, Urk. 142). Der letzte Besitzer Friedrich Voeste (statt Voerste) hinterließ die Besitzung seinem Schwager Wilhelm Middendorf sen. In Langendreer. Dieser übertrug sie seinem Sohne Wilhelm. Der Hof liegt auf dem Kalwes 235.

 

9. G r e v e A v e r b e r c h

 

Besitzer dieses Hofes ist nach dem Meßkornregister 1513 der Schulte to Overberg.

 

Wenn man an die heutige Overbergstraße in Querenburg denkt, könnte man der Annahme sein, daß der Hof Overberg an oder in der Nähe dieser Straße gelegen sein müßte. Das trifft aber nicht zu, er liegt vielmehr weit östlich dieser Straße oberhalb der Höfe Beckmann und Voerste, unmittelbar am Ölbach. Der Hof hat eine reiche Geschichte. Die Besitzer dieses Hofes saßen in den Glanzzeiten der Bauernschaft Querenburg bzw. Frielinghau-sen als Freigrafen oder Freischöffen im Bochumer Femegericht. So finden wir Heinrich von Overberg 1403 – 1425 als Freigrafen des Bochumer Freistuhls. Er wurde als solcher 1403 von Kaiser Ruprecht bestätigt. Heinrich von Overberg genoß als Freigraf großes Ansehen und wurde zu großen Gerichtsverhandlungen oft hinzugezogen.

 

Ferner werden 1335 Godescalc Overberg und 1395 Diedrich von Overbergh als vryescepe erwähnt. Im Jahre 1367 und 1371 wird ein Freischöffe Henrich over dey Bach genannt, 1368 Hinric over den Berch. Wohl derselbe wird 1387 mit „Hinrich von Vrillinchusen von Overbergh“ urkundlich als gesworner vrye aufgeführt. Er führt also sowohl Hofes- wie Bauernschaftsname. 1364 und 1389 heißt er Hinrich Vryman Overberch, so wechselt seine Namensbezeichnung. Neben ihm wird noch 1364 Johann Overberg als Freischöffe genannt.

1400 ist von dem Fryman over die reite die Rede, der dem märkischen Grafen Quartier auf seinem Hofe leisten mußte. Reite als Flurbezeichnung bedeutet eine Hecke, niedriges Gebüsch (Jellinghaus S. 110). Hier dürfte aber vielleicht ein Übertragungsfehler vorwalten, indem es statt Reke = beke heißen muß. Dann könnte man auf Grund der Urkunden von 1367 und 1400 annehmen, der Name des Hofes Overberch hänge in irgend einer Weise mit der Lage am Bach zusammen. Tatsächlich liegt der Hof nicht auf dem Berg, sondern im Tal am Ölbach.

Overberg heißt über den Berg, der Hof lag hinter dem Berg (Kalwes). Anscheinend hat die Lagebezeichnung des Hofes (nach Bach und Berg) zunächst gewechselt, bis sich der Name Overberg durchsetzte.

 

Der Zusatz Greve ist nach diesseitiger Auffassung letzten Endes nur eine Herausstellung des Besitzers und Hofes Overberg. Man braucht ihn nicht unbedingt dahin auszulegen, daß er die Erinnerung an die Zeit wachhalten soll, als einer der Vorfahren des damaligen Besitzers das Amt eines Freigrafen innehatte. Dorfgreve (Graf) nannte man im Mittelalter den Vorsteher der Bauernschaft. Es besteht deshalb die Möglichkeit, daß dieser Greve Averberch z. Z. des Schatzbuches Vorsteher der Bauernschaft Frielinghausen oder der Unterbauernschaft Querenburg gewesen ist Der freie Hof wurde im Jahre 1514 von den Gläubigem des Bauern zur Versteigerung gebracht und von dem Rittersitz Herbede angekauft Der letzte Besitzer Wilhelm Schulte-Overberch starb 1912. Der Hof wurde dann von Sollbaum (Pächter von Haus Kemnade) angekauft der ihn später an den Landwirt Bernhard Jörden weiterverkaufte. Über den Ruhrverband (1925) kam der Hof an seinen jetzigen Besitzer Eduard Beckmann, auf dem Kalwes 239.

 

10. J a n t o Q u e r e n b e r g.

 

Der Vorname Jan ist eine Abkürzung von Johann. Dieser Hof hat im 16. Jahrhundert in mehreren Generationen den Rufnamen Jan für seinen Besitzer geführt, bis er im 17. Jahrhundert nach seiner Lage an einem vorsprin-genden Bergrücken den Namen Cleffmann annahm. (Cleff = Kliff [lat. clivus] = Bergecke). Diesen Namen hat er dann beibehalten. Auch dieser Hof war ein Unterhof des Oberhofes Herbede. Jetziger Besitzer ist der Bauer Wilhelm Haarmann, Hevener Straße 285. Er erbte den Hof von der letzten ledigen Besitzerin Lina Kleffmann. Es bleibt weiter der Name Querenburg zu erklären.

 

Die Geschichte des Namens Querenburg wirft interessante Fragen auf. Im Laufe der Jahrhunderte ist der Name Querenburg verschiedenen Änderungen unterworfen gewesen.

Im Meßkornregister 1513 lesen wir neben den Namen Querendorpe auch Querenberg. In den Türkensteuerlisten 1542 und 1598 ist von Querenborg die Rede. In der Kaminsteuerliste 1664 wird es Querneburgh genannt. In einer Eintragung im Kirchenregister zu Beginn des 18. Jahrhunderts stoßen wir sogar auf den Namen Querbauernschaft.

Von größerem Interesse sind natürlich die Bezeichnungen, die noch v o r der Abfassung des Schatzbuches liegen. Um das Jahr 1150 lieferten 2 Hörige aus Quernberge ihre Abgaben an den Werdener Schulzenhof in Kra-winkel ab. Zum ersten Male findet sich dieser Name überhaupt im Werdener Hebeverzeichnis, dem Urbar, dessen Entstehung in das letzte Jahrzehnt des 9. Jahrhunderts (etwa 890) zurückverlegt wird. Hier wird ein abga-bepflichtiger Hof in uilla Quernberga in pago Borathron, d. h. Querenburg im Brukterergau erwähnt.

Bereits vor der Abfassung des Schatzbuches der Grafschaft Mark endete also der Name Querenburg auf „berg“. Dementsprechend ist das Wort „burg“ nichts anderes als eine volkstümliche Abwandlung oder Abänderung des Wortes „berg“. Der Name Querenburg hat sich dann im 17. Jahrhundert durchgesetzt. Mehrere Deutungen gibt es für die beiden ersten Silben dieses Wortes.

Prof. Brandstäter – will diese Silben urlautlich deuten. Queren oder Quern, lautlich = Kwern bedeute „heraustretende, sonst abgedachte innere Bergwaldhöhe“. In der Tat sei das Höhengelände von Querenburg auf allen Seiten von Bachniederungen umgeben. Von der früheren Bewaldung sei freilich das meiste verschwunden.

Das Wort – queren – findet sich mit leichten Abwandlungen in einer Reihe von Ortsnamen. Jellinghaus führt in seinem Buche über Westfälische Ortsnamen u. a. den Namen Quernheim an. Orte mit diesem Namen gibt es im Kreise Herford, im Kreise Diepholz sowie auch im Kreise Vechta. Der Ort Quernheim im Kreise Herford heißt im 12. Jahrhundert Quernem. Das Wort Quern findet sich auch in Quernhorn bei Herzebrock, wo es ein Mühlen-feld-Quernhorn gebe. Schließlich kommt Jellinghaus in Ausdeutung des Wortes Kurn = quern, mittelhochdeutsches = Querne auf Seite 124 zu dem Ergebnis, daß quern Mühle, Handmühle bedeutet.

 

Dieser alte Name ist wohl in den Familiennamen Querner, Körner, Kerner, Kirn enthalten. Das altdeutsche Wort querne ist durch das Lehnwort Mühle (von lateinisch mola) verdrängt worden. Die Querne war in der ger-manischen Zeit in jedem Haushalt zu finden. Sie war eine Handmühle, mit der in jedem Hause das Getreide gemahlen wurde. Mechanisch getriebene Wassermühlen gab es damals noch nicht. Sie kamen erst im achten Jahrhundert allmählich auf. Berücksichtigt man diesen Umstand und die vorigen Ausführungen zu der letzten Silbe in dem Wort Querenburg (=berg), so würde Querenburg danach Mühlenberg bedeuten, woraus weiter zu folgen wäre, daß hier auch für die Verwendung als Mühlstein geeignete Steine gefunden worden sein müßten.

 

So will denn auch Brandt, Herne, den Namen der ehemaligen Bauernschaft Querenburg gedeutet wissen. Er beruft sich für die Richtigkeit seiner Auffassung auf die Feststellungen, die das Landesmuseum in Münster – wohl vor etwa 2 Jahrzehnten – bei Ibbenbühren Krs. Tecklenburg – gemacht habe. Hier habe man einen bei Erdarbeiten zerstörten flachen Hügel untersucht, von dem bekannt war, daß er viele runde Steine enthalten habe. Diesen Flachhügel habe der Volksmund Querenburg genannt. Die Untersuchungen hätten ergeben, daß die runden Steine von Handmühlen herstammten. Etwa 20 Handmühlen seien gefunden worden, fertige halbfertige und Ausschuß. Im übrigen habe der Fiskus an dieser Stelle bis ins 18. Jahrhundert hinein die Gerechtsame gehabt hier Mühlsteine aus dem anstehenden Gestein zu brechen. Die gefundenen Handmühlen hätten dem 1. Jahrhundert nach Christus angehört.

 

So könnte man also annehmen, daß in dem bergigen Gelände des Kalwes ein Steinbruch, aus dem Steine für die Mühlen gewonnen wurden, dem Ort den Namen gegeben hat.

 

 

11) C o e n t o Q u e r e n b e r g.

Der Name ist von Konrad abgeleitet Coen to Querenberg ist sicherlich identisch mit dem Ehemann der Alke von Querendorpe, die im Meßkornregister 1513 als die Frau des seligen Konen bezeichnet wird. Da 2 Scheffel Meßkorn aus dem Hofe aufkamen, war ein anderer Hof, das Piper Gut mit ihm vereinigt. Der Hofbesitzer hieß 1519 Thöniß, 1547 Hermann und 1599 Blendemann. Nach seiner Lage an der Blenne, dem von Brenschede durchs Lottental fließenden und bei diesem Hof in den Ölbach mündenden Bach, behielt der Hof dann den Namen Blennemann.

Der Hof war Unterhof des Oberhofes Herbede. Die letzten Besitzer des Hofes Blennemann, die Geschwister Bolte, haben 1859 den Hof an Kleffmann verkauft, der beide Höfe bewirtschaftete.

 

12) S c h e v e t o Q u e r e n b e r g

Die Höfe Scheve sowie der noch zu behandelnde Ridder lagen von dem Kern von Querenburg durch das langgestreckte Lottental getrennt.

Im Meßkornregister 1513 heißt der Besitzer dieses Hofes de scheve, 1542 ist es Robert up ten Scheven, 1598 heißt der Besitzer auf den Scheven.

Der Name geht auf die hängige Lage der Hofgrundstücke oder eines Teiles davon zurück. Nach Jellinghaus findet sich ein Hof Schewe im Kreis Bersenbrück. Hier versteht man unter Scheve eine auf einem sogenannten Bock stehende Bretterbrücke über einen Bach oder eine Sumpfniederung. Ein Scheven gibt es auch im Kreise Schwelm, Düsseldorf und Euskirchen. Der Hof gehörte zum Stift Werden (Oberhof Heldringhausen) und wurde um 1400 von einem Hoetkappe (vom Hofe Hautkappe in Stiepel) bewirtschaftet, erst später setzte sich der alte Name Schewe durch. Besitzer des Hofes ist heute Fritz Voeste, Hevener Str. 179.

 

13) R i d d e r t o Q u e r e n b e r g

 

Der Name Ridder kann mit dem Worte Reiter zusammenhängen und wäre dann namensgeschichtlich auch so auszulegen, daß ein Besitzer dieses Hofes zeitweise Heeresdienste ausgeübt hat. Der Name Ridder kommt mehr-fach vor, so heißen Höfe in Bulmke und Westenfeld Ridder (1332).

Der Name kann aber auch Verwandtschaft mit dem Worte roden = urbarmachen haben. Demnach kann der Name Ridder an eine einstmals vorgenommene Rodung anknüpfen. Der Hof gehörte schon 1513 als Grundherrn den Herren von Elverfeld auf Haus Herbede. 1749 wurde der Hof frei. Der letzte Bauer Heinrich Ridder starb als Junggeselle und übertrug den Kotten auf seinen Neffen Landwirt Schulte-Schüren, Hevener Straße in Stiepel.

 

  1. A r n t o p p e r H e i d e

 

Besitzer des Hofes war 1519 tor Heyde, 1542 Hoymann. 1598 hatte Heimann auf der Heide den Hof unter.

Hier kann man die Bildung des Familiennamens aus der Flurbezeichnung unschwer erkennen. Bereits in der Türkensteuerliste ist das Verhältniswort fortgefallen und durch das Wörtchen „mann“ Hei,,mann“ ersetzt. Der Name weist auf die Anlegung des Hofes auf einer Heide hin.

Dieser Hof und der nördlich von ihm gelegene Stockgräfe-Hof – Stockgreve war der Aufseher über den Gemeindewald – sind wohl erst in der Zeit nach dem Jahre 1000 angelegt worden, da sie kein Meßkorn an die Kirche gaben. Die beiden Höfe haben mehrfach ihren adligen Grundherrn gewechselt. Der Stockgräfenhof gehört heute dem Bauern Wilhelm Blennemann.

 

15) und 16) G e r d t u n d G e r w i n B u s c h e y

Es handelt sich um zwei Höfe, die unmittelbar nebeneinander liegen und sich heute im Besitz des Bauern Fritz Hautkapp befinden. Die Buscheystraße hält die Erinnerung an die ehemaligen Besitzer dieses Hofes wach. Beide Höfe gehörten früher als Unterhöfe zum Oberhof Herbede.

Das Wort Buschey, nach welchem sich die beiden Höfe benennen, geht aus dem Wort Busch (althochdeutsch busc, bosc, im lat. boscus) hervor.

Die Endung – ey bedeutet Aue, hier wird sie aber wohl als Gesamtname für Waldbestand gebraucht, wie in Erley = Erlengebüsch. (Jahn, Festschrift Alt-Blankenstein S. 228). Demnach kann man Buschey als „Hof am Busch“ deuten.

 

17) C o e n S p e c h t

 

Der Spechtshof – heute Wiethof an der Stiepeler Straße 137 – ist auf der alten Flur „auf dem Schreppinge“ entstanden. Der Name Specht ist ohne Zweifel eine Ableitung von dem Namen des betreffenden Vogels. Im Schatzbuch hat Specht nur die Größe eines Kottens, genau wie

 

18) R u t g e r B u d d e

 

Neben Specht lag ehedem, heute ebenfalls an der Stiepeler Straße, der Hof Schrepping. Auch er kann auf ein vielhundertjähriges Bestehen zurückblicken und ist ebenfalls auf der alten Flur „auf dem Schrepping“ entstanden. Im Schatzbuch der Grafschaft Mark erschien dieser Name nicht, obschon zweifellos der Hof schon 1397 bestand, wo unter anderen 2 Höfe des Gerhard von Schreppingen den Klevinghauser Zehnten an das Münster in Essen gaben. 1446 verpfändete der adlige Gerd Nartuys seine Güter Groß- und Klein-Schreppinghe an Johann von dem Vittinghoff. Später kamen die beiden Höfe an die Kirche (Primissariat).

Die Besitzer der beiden Höf auf dem Schrepping nannten sich zunächst nur nach dem Rufnamen in Verbindung mit der Flurbezeichnung. Zuerst hat dann der Besitzer des Spechtshofes sich nach dem Namen Specht benannt, vermutlich auch, um Verwechslungen mit dem anderen Hofe zu vermeiden. Es ist dann wohl dieselbe Entwicklung eingetreten, wie sie bereits für Specht geschildert wurde, nämlich, daß die Besitzer des anderen Hofes auf dem Schrepping sich als Budde bezeichneten. Budde ist = Busse – Bussard.

Danach muß der heutige Schreppinghof den Namen Budde wenigstens zeitweise getragen haben. Er erscheint für die Bauernschaft Querenburg noch einmal in den Türkensteuerlisten 1542 und 1598, während er in den gleichzeitigen Kirchensteuerlisten als Schrepping aufgeführt wird.

Sofern die Ableitung von der Tierbezeichnung nicht zutrifft, könnte auch ein anderer Grund bei der Bezeichnung des Hofes Schrepping als Budde vorgelegen haben. Budde = buten – abseits deutet auf seine Lage am Rande der Bauernschaft Querenburg hin. Der Hof gehört heute dem Bauern Heinrich Schrepping, Stiepeler Straße 87.

Wir haben die Höfe und Kotten der ehemaligen Bauernschaft Querenburg zu Ausgang des 15. Jahrhunderts an unserem geistigen Auge vorbeiziehen lassen. Sie gaben einen willkommenen Anlaß, uns mit Bauernsitzen, vornehmlich nach der namensgeschichtlichen Seite zu befassen. Die Darlegungen, die bei manchen Höfen in Anknüpfung an ihre Bezeichnung folgten, sollten ein Versuch sein, unser Wissen und unsere Kenntnisse um die Geschichte dieser Höfe auch in der gezeigten Richtung zu erweitern und zu vertiefen. Sie sollten aber auch zeigen, wie schwer die richtige Deutung der alten Namen ist. Nicht nur aus der Flurbezeichnung hervorgegangene Hofesnamen regten zu einer mannigfachen Betrachtung an, sondern auch die Vornamen, die z. T. selbst dann Hofesnamen wurden.

 

Impressum

1954 Bochum Ein Heimatbuch

6. Band

 

Herausgegeben von der Vereinigung für Heimatkunde E.V.

 

Druck und Verlag:

Märkische Vereinsdruckerei Schürmann und Klagges – Bochum 1954