RATHAUS BOCHUM
Ein moderner »Renaissance-Palast«
Nach umfangreichen Eingemeindungen 1904–1929, die Bochum zur Großstadt machten, wurde die Stadtverwaltung in diesem Neubau zentralisiert. Architekt Karl Roth schuf dazu ein durchrationalisiertes, konstruktiv hochmodernes Bürogebäude. Der Innenhof führte zu den drei Kassenhallen des Rathauses – damals vor der bargeldlosen Zeit von zentraler Bedeutung für Steuereinkommen, Lohn-, Sozial- und sonstige Ausgaben.
1927 – 1931 Bau des Rathauses, Architekt: Karl Roth
1951 Abschluss des Wiederaufbaus nach Kriegsschäden
1979 Aufstellung der 1867 gegossenen Weltausstellungsglocke auf dem Rathausvorplatz
1980 Bau des Bildungs- und Verwaltungszentrums (BVZ),
Architekten: Bahlo, Köhnke, Stosberg
Als Baustil wählte der Architekt den Stil der Renaissance, die wie das Industriezeitalter als Zeit des starken Bürgertums, der Erfindungen und Entdeckungen galt. Das Rathaus besaß kunstvolle Bronzegitter, reichhaltige Skulpturen aus Bronze sowie meisterhafte Steinmetzarbeiten. Wie eine Kapelle ist der Ratssaal mit Glockenturm als zentraler Ort der Demokratie in den Hof gestellt.
Der angeblich übertriebene Prunk am Rathaus bot den Nationalsozialisten die Möglichkeit, den damaligen Oberbürgermeister Dr. Otto Ruer (1879-1933), der jüdischer Abstammung war, anzugreifen und in den Selbstmord zu treiben.
Die meisten Bronzeskulpturen wurden 1943 für Rüstungszwecke eingeschmolzen, durch Kriegsschäden gingen auch die Steinmetzarbeiten verloren - mit Ausnahme kleiner Löwenköpfe über dem Portal.
DGeblieben sind im Hof August Vogels »Brunnen der Schönheit« und »Brunnen des Glücks« sowie Augusto Vasaris florentinische Hauptportale, die unter dem Motto »In Labore Honos« (In Arbeit liegt Ehre) christlichen Glauben und industriellen Fleiß thematisieren.
Das Glockenspiel von 1951 mit seinen 28 Glocken ist das erste Gussstahl-Glockenspiel der Welt, es wurde in Bochum gegossen und wird wegen seiner Klangreinheit gelobt.