Neue Heimatliteratur aus dem Raume

des alten Amtes Bochum seit 1951

 

Dr. Günther Höfken

 

Der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens legte seinen Mitgliedern den 100. Band seiner „Westfälischen Zeitschrift“ als Jahresgabe vor. Er enthält unter anderm eine Arbeit des P f a r r e r s O s t e n - d o r f i n B o c h u m – W e i t m a r, der im letzten Jahre an der St. Franziskus-Kirche sein goldenes .Priesterjubiläum feiern konnte, über „das S a l v a t o r P a t r o z i n i u m , seine Anfänge und seine Ausbreitung im mittelalterlichen Deutschland.“ Ostendorf gibt eine Geschichte der Sitte, die christlichen Kultstätten dem Erlöser der Menschheit dem Salvator zu widmen. Besonders Kirchen, die Ausgang und Mittelpunkt einer Missionstätigkeit werden sollten, wurden ihm gewidmet so wurde 744 das von Bonifatius gegründete Kloster Fulda dem Salvator geweiht. Die Gründung der Salvatorabtei Werden 800-809 durch Ludger, Bischof von Münster, entsprang gleichen Erwägungen, auch die Bischofskirche in Würzburg erhielt die Salvatorwidmung. Im Laufe der Zeit namentlich während der Kreuzzüge, wurden zahlreiche Kirchen unter den Schutz des Erlösers gestellt

Im selben Band unternimmt D r. H ö m b e r g in einer groß angelegten Studie, „die Geschichte der C o m i t a t e des Wer1er Grafenhauses“ und damit die weltliche Organisation des südlichen Westfalens seit der Zeit der Karolinger zu entwickeln. Er untersucht dabei auch die Entstehung der Grafschaften Altena, Limburg, Mark und erörtert das Schicksal der alten G r a f s c h a f t B o c h u m . „Die Geschichte dieser Grafschaft zu schreiben, ist noch nicht möglich, da es trotz zahlreicher Grafennamen die in Urkunden überliefert sind, bisher nicht gelungen ist das Geschlecht eindeutig zu bestimmen, zu dem diese Grafen gehört haben. Sicher ist nur, daß der Comitat Bochum bis in das letzte Drittel des 11. Jahrhunderts selbstständig war, da die Grafenreihe bis zu dieser Zeit von denjenigen der benachbarten Gebiete völlig abweicht. Bochum ist demnach erst später von den Grafen von Berg erworben worden, ohne daß zu ermitteln wäre, wann und unter welchen Umständen dieses geschah“. Nachfolger der Grafen von Berg im Bochumer Raum waren die Grafen von Altena. Vorgänger des Werler Grafenhauses waren die Cobbonen. Die Brüder Ekbert und Cobbo verwalteten um 870 im Brukterergau zwei Grafschaften, in denen Höfe lagen, die vom König Ludwig dem Stift Essen geschenkt worden waren. Man vermutet, daß der Graf Cobbo das Gebiet um Bochum verwaltet hat, und es hat nicht an Versuchen gefehlt, Spuren dieses Cobbo aufzufinden. So brachte vor 200 Jahren der westfälische Geschichtsschreiber von Steinen unser Bochum mit dem Grafen Cobbo in Verbindung, indem er den Namen Cofbuchheim der kölnischen Urkunde von 1041 als Cobbosbuchheim zu erklären sucht, was sprachlich nicht möglich ist. Er behauptete weiter, Cobbo habe „eines seiner Hauptschlösser“ auf dem Kabeisemannshof in Hamme gehabt, denn dieser Hof habe früher Cobosem d. i. Cobbosheim geheißen. Auch diese Ableitung läßt sich nicht halten. Nach dem ältesten Lehnbuch der Abtei Werden wurde 1343 Rotger von Düngelen mit dem gude to der kobousen uppen kampe tho Hamme belehnt. Unter einer kobuse oder kabuse verstand man damals ein niedriges Gebäude, das Wort kommt in etwas veränderter Form (Kombüse) noch heute als Bezeichnung der Küche auf Schiffen vor (Kluge-Götze, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 16. Auflage 1951; Schiller-Lübben Mittelniederdeutsches Wörterbuch, 2. Band Seite 415). Diese Bezeichnung kobuse blieb als Hofname bestehen und der Besitzer hieß der Kobusemann (1513), der Hof selbst hieß 1379 die kabeyse, 1482 Hof und Mühle zur Kobuse. (Schulte, Wattenscheider Urkundenbuch S. 121, 127; Essener Beiträge Heft 28 S. 122). Mit dem Grafen Cobbo hat also dieser alte Hofesnamen nichts zu tun. Darpe (S. 22) meint nun, von dem genannten Grafen rühre vielleicht die Beziehung Cobbencastrop her. Zwei große Höfe in Gerthe führten diesen Namen, der eine war ein märkisches Lehngut (1392 to Kobbenkastrope), der andere gehörte zum Oberhof Brockhof in Gelsenkirchen (des Stiftes Essen, Gut Kobbenhove zu Kobbencastrop, Wittener Jahrbuch, Jahrgang 8, S. 29, 1417; Symann Wanner Urk. Buch Nr. 63 1553). Diese Höfegruppe wurde, weil sie an der Grenze Gerthes nach Castrop zu lag, nach dieser Lage so benannt. Ihr erster Besitzer führte den Rufnamen Cobbo, so entstand der Name Cobbencastrop. Zweifellos ist er auf den Personennamen Cobbo zurückzuführen. Da dieser aber im frühen Mittelalter gebräuchlich war – auch ein Hof in Behringhausen bei Castrop führte nach dem Essener Kettenbuch die Bezeichnung mansus Kopos = Kobbshove, so kann man aus dem Namen Köppencastrop noch nicht auf eine Gründung dieser Höfe durch den Gaugrafen Cobbo schließen.

Unter den für den Raum Bochum in Betracht kommenden Grafen können wir mit Sicherheit den Grafen Liutger für Bochum in Anspruch nehmen, da in der Urkunde vom 27. 4. 1001, in der der junge deutsche Kaiser Otto III, den Hof Stiepel (curtem stipenlo) dem genannten Grafen schenkte, ausdrücklich erklärt wird, daß der Hof in seiner Grafschaft gelegen sei. Leider läßt sich nicht bestimmt der Umfang der Grafschaft Bochum angeben, sicher gehörte der Raum Hattingen zur Grafschaft, ob diese sich auch nördlich über den damals noch öden Emscherbruch bis in den Raum Recklinghausen erstreckte, ist sehr fraglich. In den Jahren 1060 bis 1092 erfolg-ten Auflassungen von Höfen, die im Recklinghäuser Gebiet (in Waltrop, Scholven, Sutum, Langenbochum) gelegen waren, an die Abtei Werden. Diese Auflassungen fanden statt vor dem Gericht (placitum) der Grafen Eppo und Meinrich: als Sitz des Gerichtes ist Bukheim genannt.

Die Historiker wie Darpe, Lindner, Frisch bezogen dieses Bukheim auf unser Bochum. Dr. Hömberg ist anderer Ansicht und unterstellt die Grafschaft Recklinghausen den genannten Grafen, ohne dabei aber nun den Ort Buk-heim zu lokalisieren. Schon vor ihm hat das Dr. Schnettler (Vestische Zeitschrift Jahrg. 1937 S. 26) versucht, der ebenfalls der Ansicht ist daß die Grafschaft Bochum nicht den Recklinghäuser Raum mitumfaßt hat. Jedenfalls bietet sich mangels genügender Urkunden aus der Zeit der zweiten Hälfte des 11. Jahrh. keine Möglichkeit, mit einiger Sicherheit die Organisation der Grafschaften Bochum und Recklinghausen und ihre Grenzen in dieser Zeit zu bestimmen.

 

Das Wattenscheider Stadtarchiv brachte als 1. Heft einer Reihe geplanter „Veröffentlichungen aus dem Wattenscheider Stadtarchiv“ eine Arbeit von Dr. Eduard Schulte: die Wattenscheider Privatarchive 1951 und als 2. Heft von Schulte und Espey Staatliche Geschichtsquellen Wattenscheids, 1953, heraus. Der Verfasser Eduard Schulte – ein gebürtiger Wattenscheider und zuletzt Direktor des Stadtarchivs Münster – hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, alle erreichbaren Urkunden aus dem Raume seiner Vaterstadt zu sammeln und zu veröffentlichen, um hierdurch die Grundlage zu weiteren Forschungsarbeiten zu schaffen.

Er hat bereits früher das Urkundenmaterial des Stadtarchives und der beiden Pfarrarchive wie verschiedener Adelsarchive in umfangreichen Publikationen für die weitere Forschung zugänglich gemacht, auf seine Ini-tiative hin sind zahlreiche Einzeluntersuchungen zur Wattenscheider Geschichte in den „Beiträgen zur Wattenscheider Geschichte (bisher zehn Hefte) zurückzuführen. Die neuen Arbeiten enthalten die Sammlung aller Schriftstücke, die sich in den Händen des Bürger- und Bauernstandes, bezw. in den Staatsarchiven (Heft 2) durch die Jahrhunderte hindurch auf den heutigen Tag erhalten haben. Man ist erstaunt, wie viel für die Hofes- und Sippengeschichte wertvolles Material in den alten Truhen der Bauern überliefert ist. Bei den nahen Beziehungen zwischen Bochum und Wattenscheid wird auch mancher aus dieser Stadt stammende Bochumer interessantes Quellenmaterial zu der Geschichte seiner Familie finden. Das 2. Heft bringt auch neues Material zur Geschichte des Niederamtes Bochum, seines Gerichts und zur Geschichte von Stadt und Kirche Wattenscheids. Als weitere Arbeit Dr. Schultes erschien 1952 der zweite Teil der Kirchengeschichte Wattenscheids (1821 – 1945), 216 Seiten. Der erste Teil, von der Gründung bis 1821 wurde im Kriege 1942 als letzte Arbeit des inzwischen verstorbenen bekannten Heimatforschers Dr. Lappe veröffentlicht. Für uns Bo-chumer ist die Frage nach Entstehung und Alter der Wattenscheider Kirche wichtig, welche – die Bochumer oder Wattenscheider – Kirche wurde nach der Christianisierung des Bruktererlandes zuerst gegründet? Sie wird von einer neuen Arbeit Dr. Hömbergs über „das mittelalterliche Pfarrsystem des kölnischen Westfalens“ (Zeitschrift Westfalen, 24. Bd. 1951 S. 27 ff) zugunsten Bochums entschieden. Er bestreitet die von Dr. Rademacher (die Anfänge der Sachsenmission südlich der Lippe (Westfalia Sacra Bd. II, 1950) angenommene Christianisierung der Wattenscheid- Bochumer Gegend vor dem Einfall der Altsachsen (694) und zählt die B o c h um e r P f a r r e zu einer der zwölf Urpfarren des südlichen Westfalens aus der Karolingerzeit. Diese Pfarrorte hatten den Charakter von Missionsstationen, in denen auf Geheiß Karls des Grollen von Köln aus die Missionsarbeit geleitet wurde. Nicht weniger als 5 der 12 Urkirchen waren dem hl. Petrus, dem Patron des Kölner Doms gewidmet, dazu gehörte auch die Bochumer Petrikirche. Alle Kirchen waren wahrscheinlich ursprünglich im Besitz der Erzbischöfe von Köln, soweit sie nicht – wie die Bochumer Kirche – auf Reichsgut gegründet waren. Nicht viel später als die Bochumer wird die Wattenscheider Pfarre gegründet worden sein, deren Kirche einen noch älteren Taufstein als die Bochumer überliefert hat. Er stammt aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts.

 

Da die Bochumer Kirche auf Reichsgut (villa publica 1041) errichtet worden war, stand sie als Eigenkirche dem Könige, nach Ausbildung der märkischen Landeshoheit dem Grafen von der Mark zu, der ihr Patron war. Über diese Patronatsrechte unterrichtet uns der Düsseldorfer Staatsarchivrat Dr. Dösseler in einer Abhandlung: Geistliche Sachen aus den Registern der Grafschaft Mark, Jahrbuch des Vereins für westfälische Kirchengeschichte Bd. 44. 1931. Seine Angaben bieten für den Raum Bochum eine wichtige Ergänzung der Darpeschen älteren Kirchengeschichte. Wir ersehen aus seinen Zusammenstellungen, daß der Landesherr außer dem Patronat über den Pfarrer auch die Besetzung zweier Vikarien an der Bochumer Kirche beanspruchte. Der Graf präsentierte also einen Priester, der von einer geistlichen Dienststelle in sein Amt investiert wurde. Diese Einführung vollzog für Bochum der Kölner Dompropst. In einem Schreiben vom 29. 6. 1446 an Bürgermeister und Rat behielt der Graf sich das Verfügungsrecht über „onser lieven vrouwen altair in onser kyrken to Boichem“ vor. Man kann wohl daraus schließen, daß der Graf auch diese Liebfrauen Vikarie dotiert hat Sie wird schon 1433 urkundlich erwähnt. Ein Raus auf der Beckstraße Nr. 24 neben dem Becktor führte 1533 die Bezeichnung „unser lieven frauen stede“. Dieser Name ist noch in dem alten Abgabevezeichnis aus dem 18. Jahrhundert über die Erbzinsstätten der staatlichen Rentei enthalten. Diese Stätte wird der märkische Graf der Liebfrauenvikarie geschenkt haben. Ihr Inhaber nahm dort Wohnung, so erhielt 1524 Jacob Loeman, ein Bo-chumer Bürgersohn, diese Vikarie, nun heißt es an der oben zitierten Stelle von 1533 weiter: „hefft her Jacob“, womit sicher der Vikar Jacob Loeman gemeint ist. Das Haus wurde bei der Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Lutheranern über die Teilung des Kirchenvermögens 1612 dem evangelischen Prediger Ebbinghaus zugesprochen, der es aber nach Einmarsch spanischer Truppen und Einsetzung der Gegenreformation wieder räumen mußte. Später ist es dann veräußert worden, denn 1664 besaß es der Bürger Johann Grolmann, Stammvater der angesehenen Familie Grolmann, die in mehreren Generationen bedeutende Juristen und Militärs hervorgebracht hat.

Die zweite Vikarie, die der Landesherr mit einer ihm genehmen Person besetzte, war die Sakramentsvikarie am Hellweg. An der heutigen Brüderstraße auf dem Gelände, auf dem zuletzt die Wirtschaft Withake stand (Nr. 4), lag die schon 1351 genannte K a p e 11 e d e s h l . S a k r a m e n t s . Aus welchem Grunde sie vor den Toren der Stadt im freien Gelände errichtet wurde, entzieht sich unserer Kenntnis, wahrscheinlich hängt ihre Errichtung mit einem örtlichen Wundergeschehen zusammen, das zu einem Wallfahren nach dieser Stelle und seinem wunderwirkenden Pilgrimspütt, von dem noch Kortum zu berichten wußte, geführt hat. Die märkischen Präsentationsregister nennen die Vikare aus der Zeit von 1437 - 1593. Nachdem Peter Sittard, Sohn des Dierich Sittard, Richters von Castrop, vom Herzog die Pfründe 1542 erhalten, das geistliche Studium aber aufgegeben hatte und seinem Vater im Richteramt gefolgt war, wurde auf seine Kosten der Gottesdienst in immer kleinerem Umfange ausgeübt. Als ein Sturm das Dach der Kapelle abriß, wurde der Gottesdienst ganz eingestellt. Das Gebäude verfiel, die Einkünfte aus der Vikarie behielt Sittard und nach 1562 sein Bruder Dr. jur. Johann Sittard, sein Nachfolger im Vikariatsamt. 1598 und noch 1609 hatte Bernhard Grimholt, Kanoniker zu Xanten, den Besitz der Vikarie. (Märkisches Jahrbuch 51 Jahrg. S. 121).

Nach der Reformation ging die Vikarie auf den reformierten Prediger über, das Vikariatshaus, das auf dem Gelände der heutigen Neustraße lag, wurde Dienstwohnung der reformierten Pastöre. Ein Stück des Platzes vor der ehemaligen Kapelle wurde 1668 dem reformierten Pastor Myläus in Erbpacht gegeben, er errichtete auf dem Platz das Haus Brüderstraße Nr. 3 (alte Hausnummer 89, 1793 im Besitz des Landgerichtsschreibers Kals. Kor-tum meint, daß dort die Kapelle früher gestanden habe, was aber nicht stimmen kann, denn das Kapellengebäude stand dicht an dem Berggut, das Rechenerstraße 2 - 4 lag; die baufällige Kapelle drohte 1580 auf das Haus des Berggutes zu stürzen, Darpe Urk. Nr. 250). In der Nähe der Kapelle hatten sich schon Im Anfang des 14. Jahrhunderts die Brüder des Predigerordens, die Dominikaner, aus dem Kloster in Dortmund in einem gemieteten Hause niedergelassen, sie halfen auch in der Pfarrkirche beim Gottesdienst aus. Nach dieser anfangs des 17.Jahrh. wieder aufgegebenen Niederlassung der Predigerbrüder hat die heutige Brüderstraße ihren Namen erhalten (1464 der bröderpad, Beitr. d. hist. Vereins f. Stadt u. Stift Essen, Bd. 28 S. 110).

Bei der V e r g e b u n g d e r B o c h u m e r P f a r r s t e 11 e berücksichtigte der Herzog zeitweise Personen aus seiner nächsten Umgebung. So gab er die Stelle 1480 nach dem Tode des Pastors Joh. von Hasenkamp von Haus Weitmar an seinen „geliebten Sekretär und Magister in artibus“ Johann von Galen und nach dessen Tode (1503) an seinen Kanzler Dr. jur. Heinrich Pennink, Propst des Stiftes Kleve. Beide wohnten in Kleve, bezogen die Einkünfte der Bochumer Pfarre und ließen sich in den gottesdienstlichen Verrichtungen durch einen Vizekurator auf ihre Kosten vertreten. Nachfolger war 1519 der Pfarrer Adolf Doerhoff; er war der erste Pastor, der nicht dem Adel angehörte. Er starb Ende 1533. Ein Inventar über seinen Nachlaß ist noch im Archiv des Hauses Rechen erhalten geblieben.

Von der Pfarre Bochum hatte sich wohl schon im 12. Jahrhundert das Gebiet um H a r p e n gelöst, auf einem ihr gehörigen Lehngut hatte die Essener Äbtissin eine Kapelle errichten lassen, deren Geistlichen sie präsentierte, der dann von dem Bochumer Pfarrer in sein Amt investiert wurde. Später erwuchs diese Kapelle zur Pfarrkirche der umliegenden Bauernschaften. Das Patronat wurde im 15. Jahrhundert der Äbtissin vom Landesherrn – offenbar aufgrund seiner Vogteigewalt über das Stift Essen – streitig gemacht; nach den märkischen Präsentationslisten (1541 bis 1608) vergab nämlich damals der Herzog die Harpener Pfarrstelle (über das Patronatsrecht der Äbtissin vergl. eine Notiz im Kettenbuch aus der Zeit um 1410, abgedruckt in den Beitr. zur Gesch. von Stadt u. Stift Essen, Bd. 28 5. 291).

 

Der H e im a t b u n d G e 1 s e n k i r c h e n erschließt seit mehreren Jahren in guten Heimatbüchern die Geschichte seines großen Stadtgebietes. Bisher sind in fünf Bänden die Stadtteile Schalke (1949), Ückendorf (1948), Alt-Gelsenkirchen (1950), Hüllen, Bulmke (1952), Bismarck mit Haus Grimberg (1953) behandelt worden. Man freut sich vor allem über die tiefschürfenden Darlegungen des Heimatforschers Gustav Griese zur älteren Geschichte des Gebietes und seiner Höfe, zu denen die Essener Oberhöfe Brockhof und Ückendorf gehören, deren Unterhöfe auch im Raume der Großstadt Bochum lagen. Im zweiten Band wird auch das alte Bochumer Land- und Stoppelrecht erklärt und gewürdigt. Die einzelnen Bände bringen weitere Aufsätze über die Industrielle und kulturelle Entwicklung der genannten Stadtteile.

 

K a r l B r a n d , f r ü h g e s c h i c h t l i c h e B o d e n f o r s c h u n g e n i m m i t t l e r e n R u h r g e -b i e t. Im Auftrage des Oberstadtdirektors der Stadt Herne bearbeitet (1952). Der Leiter des Emschertalmuseums der Stadt Herne legt die Ergebnisse einer 25jährigen Forschungsarbeit vor. Die von ihm beschriebenen Bodenfunde aus dem Zeitraum der Merovinger und Karolinger bereichern unsere sehr dürftige Kenntnis dieser Epochen und füllen die Lücken der urkundlichen Überlieferung aus. Sie lassen erkennen, daß unsere Gegend vom Stamme der Brukterer schon früh ziemlich dicht besiedelt worden war und unsere alten Bauerngeschlechter auf mindestens ein Jahrtausend in ihrer Ansiedlung zurückblicken können. Die Baumstammsärge des alten Friedhofes in Herne zeigen, daß schon zur Karolingerzeit dort eine Kapelle bestanden hat. Die Ausgrabungen alter Wall- und Adelsburgen brachten neue Einblicke in die Geschichte dieser alten Siedlungsformen.

 

„Das Bochumer Maiabendfest“ im Wandel der Zeiten schildert im Auftrage der Bochumer Maiabendgesellschaft Stadtrat i. R. Heinz Pöppe (1951). Solange Bochumer Jungbürger zum Schutze ihrer Stadt aufgeboten wurden, ist auch von ihnen zum 1. Mai der Maibaum geholt worden. Wenn sie ihn mit vielen Mühen aus dem weit entfernten Harpener Bockholt in die Stadt schleppen mußten, so werden letzten Endes altgermanische Kult-gebräuche des Frühlingsfestes bei diesem Einholen des Maibaumes mitgesprochen haben. Aber wichtiger als die vergebliche Forschung nach einer geschichtlichen Tatsache als Ursprung des Festes ist für uns heute die Pflege dieses alten, tief in der Bevölkerung verwurzelten Brauches. Die Festschrift Pöppes ist ein warmherziger Aufruf an alle Bochumer, die Tradition zu wahren und das Maiabendfest in jedem Jahre wieder als wahres Volksfest neu erstehen zu lassen. „Der Heimat die Liebe, die Treue dem Brauch, so dachten die Väter, so denken wir auch.“

 

Hermann Rupprecht, Geschichten aus Bochums Vergangenheit 1952. Der Verfasser gibt in dem kleinen Heft (35 S.) für jüngere Schüler bestimmte Erzählungen und Sagen aus der Bochumer Geschichte.

 

Dem Heimatfreunde ist es eine besondere Freude, eine größere Anzahl lokaler Festschriften verzeichnen zu können; namentlich alteingesessene Unternehmen wahren dabei Tradition und geben durch ihre Aufzeichnun-gen wichtige Aufschlüsse zur Geschichte ihrer Firma wie ihres Gewerbes. Aus der großen Zahl von Vereins- und Festschriften vermerken wir:

 

1. Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der G o e t h e s c h u 1 e zu Bochum, 1851 – 1951. Oberstudiendirektor Dr. Lammers schreibt in seinem Beitrag „100 Jahre Goetheschule“ die Geschichte seiner Schule, wobei er insbesondere die Gründung der Schule an Hand neuer Quellen einer eingehenden Würdigung unterzieht. Die „Königliche Provinzialgewerbeschule“ wurde als reine Gewerbeschule am 17. 11. 1851 an der Wittener Straße eröffnet. Unter ihren Direktoren von Bardeleben und Keßler (ab 1873) entwickelte sie sich bei dem raschen industriellen Aufstieg Bochums zur bestbesuchten Schule (1876 284 Schüler), die besonders die neuen Sprachen und in einer Fachklasse das gewerbliche Fachwissen pflegte. Ab 1. 4. 1882 wurde sie als städtische Bürgerschule (ohne Latein) von der Stadt weitergeführt, zu Ostern 1887 erfolgte ihre Umwandlung zur Real- und ab 1. 4. 1892 zur neunklassigen Oberrealschule. Sie ist seit 1898 in ihrem jetzigen Gebäude als „Goetheschule“ untergebracht. Von 1900 bis 1922 leitete sie als Direktor Geheimer Studienrat Dr. Wehrmann, der besonders dahin strebte, die überwiegend mathematisch-naturwissenschaftliche Seite durch humanistische Bildung glücklich zu ergänzen. Ab 1937 wurde die Schule als neuer Schultyp der Oberschule geführt, jetzt ist sie mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium mit neusprachlichem Zweig.

Die Festschrift bringt weiter Erinnerungen ehemaliger Schüler an ihre Schulzeit, eine Abhandlung über die Deutung des Namens Bochum und eine Übersicht über das Lehrerkollegium und der Abiturienten seit dem Bestehen der Schule.

 

2. 4000 Jahre Kirchplatz Harpen, zusammengestellt von den Pfarrern Hoppe und Leich, 1952.

Der Baustil der alten efeuumrankten Dorfkirche von Harpen weist auf die Mitte des 12. Jahrhunderts hin. So konnte die evangelische Gemeinde in ihrer St. Vinzentius-Kirche in diesem Jahre das 100jährige Bestehen ihres Gotteshauses feiern. Pfarrer i. R. Leich gibt in der kleinen Festschrift einen Querschnitt durch die wechselvolle Geschichte der Gemeinde mit interessanten kulturgeschichtlichen Erinnerungen auch über das Leben in der alten Bauernschaft. Den persönlichen Bemühungen Pastor Hoppes ist es zu verdanken, daß die beiden alten Glocken von 1483 und 1484 vor dem Einschmelzen im letzten Kriege gerettet wurden.

 

3. Denkschrift zur Einweihung der S t i e p e 1 e r Dorfkirche am 26. 10. 1952.

Als man im Januar 1952 bei Durchführung von Erneuerungsarbeiten des Kircheninneren auf mittelalterliche Malereien stieß, konnte man diesen kostbaren Schatz nur in monatelanger mühevoller Kleinarbeit der Nachwelt sichern und erhalten. Mit Zuschuß städtischer und staatlicher Mittel wurden alle Ausmalungen aus dem 12. bis 15. Jahrhundert durch den Restaurator Mannewitz freigelegt, so daß die Kirche ein ganz anderes Aussehen im Innern bekam. Pfarrer Waschk bringt in seiner Denkschrift einen guten Überblick über die bauliche Entwicklung der im Jahre 1008 gegründeten Marien-Kirche und gibt uns die schwierige Deutung und zeitliche Einordnung der zahlreichen Motive und Bilder verschiedener Kunstepochen. So steht die alte Dorfkirche im Brennpunkt kunstgeschichtlicher Betrachtungen, über die das westfälische Denkmalsamt noch Veröffentlichungen plant. Schon vorher hatte Stadtvikar Kessels ihre Baugeschichte eingehend wissenschaftlich untersucht und das Ergebnis in seiner Abhandlung „der mittelalterliche Wallfahrtsort Stiepel und sein Marienheiligtum“ in der Festschrift für Alois Fuchs, den bekannten Paderborner Professor und Kunsthistoriker (Paderborn, 1949) nieder-gelegt. In erweiterter Form: „Der Marienwallfahrtsort Bochum-Stiepel in Vergangenheit und Gegenwart“ hat Kessels den Besuchern dieses Wallfahrtsortes sein Pilgerbüchlein (1949) gewidmet.

 

4. Heinrich-von-Kleistschule 25 Jahre höhere Schule in Gerthe. Die von Studienrat Dr. Brinkmann verfaßte Festschrift enthält eine eingehende Geschichte dieser Oberschule. Die durch den Aufschwung der Zechen Lothringen und Constantin und der Chemischen Werke veranlaßte Zunahme der Bevölkerung des Amtes Gerthe machte die Errichtung einer höheren Schule zu einem dringenden Bedürfnis. Aus den vorsichtigen Anfängen einer Mittelschule über die Rektorat- und Realschule wurde ab Ostern 1927 die Vollanstalt geschaffen, nicht zuletzt durch die Tatkraft des damaligen Amtmannes Ibing. In sie ging auch die private höhere Mädchenschule in Gerthe auf. Seit 1937 führte die Schule ihren neuen Namen Heinrich-von-Kleistoberschule jetzt ist sie mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium.

 

5. 125 Jahre K a u f h a u s M. B a l t z (1827 – 1952).

Während die zum l00jährigen Bestehen des bedeutenden Textilkaufhauses M. Baltz erschienene Festschrift mehr die Familiengeschichte behandelte, faßt die neue Jubiläumsschrift die Schicksale des Hauses und der Arbeit von drei Generationen zusammen. Der Gründer des Geschäftes war Blaufärber, es gab außer ihm um 1840 noch drei Blaufärber in Bochum: W. Hünebeck, M. Würzburger (auf der Oberen Marktstraße) und Herm. Becker (Brückstraße) – bekannte Familien, die mit dem Einzug der Industrie zu Wohlstand kamen. Bis dahin war der Blaufärber der Mann, der den Bauern der Umgegend das selbstgesponnene Leinen färbte und mit Hilfe von Formen aus hartem Holz, in das Ziermuster eingekerbt waren, mit hübschen blauen Mustern bedruckte.

 

1843 empfiehlt M. Baltz im Bochumer Kreisblatt seine an der Maarbrücke „an einem schön fließenden Wasser“ gelegene Druckerei und Färberei, daneben verkaufte er im eigenen kleinen Laden die von ihm behandelten Stoffe und dazu Spezereiwaren. Den Laden hatte er im Hause Obere Marktstraße Nr. 22, das dem wohlhabenden Wirt Franz Westhoff, seinem Schwiegervater, gehörte, der im rechten Nebenhaus seine Wirtschaft betrieb. Mit dem Siegeszug der Technik kam die Blaufärberei zum Erliegen und Baumwollstoffe verdrängten die Leinenwaren. Infolge des dauernden Anwachsens der Bevölkerung Bochums entwickelte sich unter der Leitung des Sohnes Konrad Baltz das Geschäft so günstig, daß 1874 eine Vergrößerung des Ladens und 10 Jahre später ein Neubau die drückende Raumnot bannen mußte. In der dritten Generation schuf Richard Baltz den heutigen Monumentalbau, der zwar im letzten Kriege in Trümmer ging, aber dank dem Wagemut von Frau Else Baltz und ihres ersten Geschäftsführers Mühlenhöver wieder neu erstand. Als „Richard-Baltz-Haus“ hält es die Erinnerung an den Mann aufrecht der seiner Firma ihr weithin wirkendes Ansehen gab.

 

6. 100 Jahre B o c h u m e r E i s e n h ü t t e (1851 – 1951).

Am 17. 5. 1951 feierte dieses industrielle Unternehmen die 100. Wiederkehr des Gründungstages. Die aus diesem Anlaß herausgegebene Festschrift gibt uns mit seiner Geschichte zugleich einen Querschnitt durch die Entwicklung der einheimischen Eisenindustrie. Unter der Firma „Korte & Co“ schufen die drei Gründer Kaufmann Karl Korte, Rechtsanwalt Egmont Heintzmann und Gerichtsrat Moritz Bölling ein Unternehmen, das für den aufstrebenden Bergbau hochwertige Gußwaren und Maschinen herstellte. 1867 war die Belegschaft schon auf 90 Köpfe angewachsen. Führend in dem Unternehmen waren von Anfang an bis zum heutigen Tage Mitglieder der mit dem Bergbau und Hüttenbetrieb seit Generationen eng verbundenen F a m i 1 i e H e i n t z -m a n n . Als Anfang 1874 Bankier Korte aus der Gesellschaft ausschied, trat der schon seit 1860 im Betrieb tätige Ingenieur Albert Dreyer in die Firma ein, die jetzt als „Bochumer Eisenhütte Heintzmann und Dreyer“ weiter ein Qualitätswerk für den Bergbau blieb, wobei nacheinander drei weitere Brüder Karl, Julius und Friedrich Dreyer sich um den Ausbau der Anlagen und Fertigung von Spezialmaschinen besondere Verdienste machten. Die ersten mechanischen Einrichtungen zur Entleerung von glühendem Koks aus den von Dr. Otto konstruierten Kammeröfen wurden durch die Firma hergestellt 1903 übernahm Fregattenkapitän a. D. Otto Heintzmann gemeinsam mit Friedrich Dreyer die Leitung des Werks, nach dem Tode Dreyers folgte ihm sein einziger Sohn Dipl.-Ing. Fritz Dreyer in der Leitung (1913). 1919 wurde die benachbarte Fahrendeller Hütte, Winterberg & Jüres übernommen, nach dem Ausscheiden Otto Heintzmanns trat Egmont Heintzmann in den in eine Aktiengesellschaft umgewandelten Betrieb ein, der nach dem ersten Weltkrieg 500 Arbeiter und Angestellte beschäftigte. 1927 liquidierte die letzte Firma, und es wurde eine Neugründung „Bochumer Eisenhütte Heintz-mann & Co., GmbH“ vollzogen. Die Leitung übernahm Egmont Heintzmann, der in seiner Aufgabe von Margot von Linsingen unterstützt wurde, beide waren Enkel des Gründers, des Justizrates Egmont Heintzmann. 1930 erfolgte eine Änderung des Fabrikationsprogramms durch Übernahme des von dem Oberwerftdirektor a. D. Heinrich Toussaint entwickelten Baues von stählernen Stempeln für den Grubenstreckenausbau. Nachdem Egmont Heintzmann 1935 durch Absturz eines Flugzeuges den Tod fand, führte Margot von Linsingen mit Energie und Weitblick das Unternehmen, ihr zur Seite trat 1939 Dipl.-Ing. Hans Heintzmann, Sohn Otto Heintzmanns. Der Weltkrieg zerstörte die Werksanlagen, aber mit einer seit Jahrzehnten werksverbundenen Belegschaft wurde der Wiederaufbau der Eisenhütte glücklich vollendet.

 

7. 100 Jahre H. D ö h m a n n – 1952.

Der Gründer der bekannten Konditorei Heinrich Döhmann eröffnete als noch nicht 23 jähriger im Jahre 1852 in Herne eine Bäckerei, 2 Jahre später verlegte er den Betrieb nach Bochum in das Haus seines Schwiegervaters Dustmann auf dem kleinen Spitzberg (hinter der Wirtschaft Rietkötter). Zehn Jahre danach war er in der Lage, auf dem Gelände an der Castroper Straße den „Schützenhof“ zu bauen und dessen Bewirtschaftung mit zu übernehmen. Nach dem Kriege 1870/71 erwarb er zwei Häuser an der Bongardstraße (Nr. 20, 22 damaliger Hausnummern), durch das Gelände wurde 1884 die Kortumstraße gelegt, und im folgenden Jahre erbaute Heinr. Döhmann als erster an der neuen Straße seine Bäckerei und Konditorei, die mit einer Kaffeestube mit 65 Sitzplätzen damals das größte derartige Unternehmen am Platze war. Bis heute haben sein Sohn Eduard und Enkel Erich Döhmann mit größtem Erfolg an dem Ausbau und der Modernisierung des Betriebes gearbeitet, das weit und breit den besten Ruf genießt.

 

8. „Arbeit am Stahl“ heißt der Bildbericht der S t a h l w e r k e A G . B o c h u m (1953). Eine Reihe ausgezeichneter, teilweise farbiger Bilder gibt einen Überblick über den heutigen Stand des zweitgrößten Bochumer Industriewerkes, das vor 25 Jahren mit dem Bau eines Stahl- und Walzwerkes ein neues Produktionsprogramm aufnahm. Die Geschichte des Werkes reicht bis in die Gründerzeit der Bochumer Industrie zurück.

Der Seiler Hermann Vennemann (im Hause Nr. 300 an der Beckstraße) errichtete an der unteren Castroper Straße eine Seilfabrik, die seine Söhne nach seinem Tode (1845) zu einem Drahtseilwerk an der Alleestraße erweiterten. Dieses Werk wurde 1900 in die neu gegründete Firma Grimberg und Hilgerdt übernommen. Von Heinrich Grimberg wurde gleichzeitig die Firma Heinr. Grimberg gegründet (später umbenannt in Grümer & Grimberg), die sich mit dem Bau von Grubenlampen, Apparaten und Zubehör für den Bergbau befaßte. 1907 wurden beide Betriebe auf das Gelände auf der oberen Castroper Straße verlegt, 1913 erfolgte die Umstellung der Fabrikation auf Eisenkonstruktionen und Maschinen. 1918 gingen beide Firmen auf die Securitas-Werke über. 1921 Änderung des Firmennamens in Maschinenbau AG. Elsaß. Mit dem Bau eines Stahl-, Walz- und Hammerwerkes durch die Bergbau AG. Lothringen, die die Koksofengase und den elektrischen Strom lieferte, erfolgte die Änderung der Firma in Eisen- und Hüttenwerke AG. Seitdem ist die Belegschaft von 800 auf rund 4 000 Mitglieder gestiegen und dementsprechend die Kapazität des Werkes, das hochwertigen Bedarf für Industrie und Bergbau liefert. Ein knapp gehaltener Text gibt mit dem Bildbericht die wichtigsten Daten in der Entwicklung des Werkes, das seit 1947 die Firma „Stahlwerke Bochum AG.“ führt

 

9. Z u r E r ö f f n u n g d e s S c h a u s p i e l h a u s e s Bochum, September 1953. Diese F e s t - s c h r i f t , herausgegeben von dem Verein der Freunde des Bochumer Theaters e. V., enthält neben theater- und literaturwissenschaftlichen Aufsätzen die Baugeschichte des neuen Theaters (von Stadtbaurat Massenberg), die Geschichte des Theaterwesens in Bochum bis 1919 (von Dr. Brinkmann), der Ära Saladin Schmidts (von Dr. Strodthoff) und eine Übersicht über die Konzert- und Opernpflege in Bochum der letzten vierzig Jahre (von Dr. Schwermann). Weitere interessante Aufsätze über Bau- und Bühnentechnische Einzelheiten des neuen Schauspielhauses sind in dem Heft 2 der Sonderheftreihe der Bochumer Woche „Bochum baut“ enthalten. Erst seit der Jahrhundertwende kann man von einer systematischen städtischen Kunst- und Kulturpflege sprechen. Unter Führung des Kulturdezernenten Stadtrat Wilhelm Stumpf und durch die überragenden Dramaturgie- und Regieimpulse des Intendanten Saladin Schmitt gelang es, die Bevölkerung der jungen Großstadt zur Liebe und Begeisterung für das Theater zu erziehen.

 

10. 5 0 J a h r e h ö h e r e S c h u l e B o c h u m – L a n g e n d r e e r . Eine Festschrift herausgegeben von Studienrat Dr. Frohberg, bringt auf rund 250 Seiten unter dem reichen Material zur Chronik der Lessing-Schule, die im September 1953 ihr 50 jähriges Bestehen feierte, auch geschichtliche Nachrichten über den Stadtteil Langendreer, der schon um das Jahr 900 als Bauernschaft threiri in einem Heberegister des Klosters Werden erscheint.

 

11. Die F e r t i g s t e l l u n g d e s n e u e n L a n d g e r i c h t s g e b ä u d e s an der Viktoriastraße fällt zeitlich zusammen mit einem bedeutsamen Termin für das Bochumer Gerichtswesen. Vor 200 Jahren, am 3. 10. 1753, wurde auf Grund der Reformbestrebungen Friedrichs des Großen auf dem Gebiete des märkischen Gerichts- und Verwaltungswesens das erste kollegiale Landgericht Bochum geschaffen. In einer kleinen Festschrift (erschienen in der Sonderheftreihe „Bochum baut“ als Heft 3) unterrichtet uns Landgerichtsrat Dr. Sommer über die Geschichte der Rechtspflege in Bochum seit Ausgang des Mittelalters. Bochum ist seit den ältesten Zeiten Mittelpunkt eines Verwaltungs- und Gerichtsbezirks gewesen, der im Laufe der Jahrhunderte aus ländlichen Verhältnissen nach Einzug der Industrie sich zum größten Gericht Preußens (nach Berlin) entwickelte. Die Festschrift gibt einen ausgezeichneten Überblick über die vielgestaltige Entwicklung des alten Bochumer Gerichts, der kleinen Gerichte der adligen Jurisdiktionen und der heute zum Landgericht Bochum gehörigen sieben Amtsgerichte.

 

12. 125 Jahre S t u m p f .

Am 10. Januar 1829 erschien die erste Nummer des „Wochenblattes für den Kreis Bochum“, herausgebracht von dem aus Soest Stammenden, jungen, unternehmungslustigen Buchdrucker Wilhelm Stumpf. Im Sommer 1828 hatte er im Homborgschen Hause an der Widume seine einfache Druckerei eingerichtet. Aus dem Wochenblatt – einer Fundgrube für Chronikschreiber – wurde später eine Tageszeitung, der Märkische Sprecher, der 1932 in-folge der veränderten wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse sein Erscheinen einstellte. Die von Stumpf gegründete Druckerei wird heute in der vierten Generation der Familien Stumpf und Cramer von Robert Cramer betrieben. Mit bewundernswerter Tatkraft hat er das im Kriege gänzlich zerstörte Unternehmen zu beachtlicher Größe entwickelt. Die Festschrift aus Anlaß des 125 jährigen Bestehens bringt in geschmackvollem Rahmen die Geschichte dieser alten Bochumer Traditionsfirma in Wort und Bild immer mit einem Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt in dieser Zeit (Manuskript Dr. Brinkmann).

 

Impressum

1954 Bochum Ein Heimatbuch

6. Band

 

Herausgegeben von der Vereinigung für Heimatkunde E.V.

 

Druck und Verlag:

Märkische Vereinsdruckerei Schürmann und Klagges – Bochum 1954