Kleine Bausteine für Heimatkunde.

 

Koenig

 

Todesanzeige.

 

Meinen auswärtigen Verwandten und Freunden hiermit die traurige Nachricht, daß gestern Nacht gegen 12 ½ Uhr mein theurer Gatte, der Hofrath Doctor med. Kortum an völliger Entkräftung im 80sten Jahre seines thätigen Lebens und im 56sten unserer Ehe sanft entschlief. Sechzig Jahre lang hat der Vollendete der leidenden Menschheit mit Rath und That beigestanden. So schwach sein Körper besonders in den letzten 8 Wochen auch war, so stark war sein Geist. Bis zum letzten Augenblick seines Lebens hatte er völlige Besinnung und sah mit Freuden seiner Auflösung entgegen.

 

Bochum, den 16. August 1824.

H. M. Kortum

geb. Ehinger.

 

(Beilage zu Nr. 67 des Rhein.-Westf. Anzeigers Jahrgang 1824).

 

 

 

Approbation für Doktor C. A. Kortum.

 

Wir Friedrich von Gottes Gnaden König in Preußen usw. thun kund und fügen hiermit zu wissen: demnach uns der Doctor Medicinae Carl Arnold Korthum, gebürtig aus Mühlheim an der Ruhr allerunterthänigst zu vernehmen gegeben: Wie er sich in Bochum niederzulassen und dem Publico daselbst mit seiner erlernten Praxi Medica zu dienen entschlossen sey; demnächst aber allergehorsamst gebeten, daß Wir ihn in die Zahl der legitimirten und recipirten Medicorum Practicorum auf- und anzunehmen geruhen mögten. Wann sich nun ex Actis Unseres Ober Collegit Medici ergeben: Welchergestalt bey Selbigem der Supplicant seine Documenta eruditiouis, nehmlich seine auf Unserer Universität zu Duisburg gehaltene Dissertationem inauguralem Medicam: De Epilepsia, nebst dem über ihm erteilten Diplomate Doctorali in beglaubter Form ad Acta eingereichet; wie nicht weniger mittelst beygebrachten vidimirten Attestati vom 19ten Decembr. 1766 erwiesen, daß er seinen Cursum anatomicum auf Unserm hiesigen Theatro anatomico ordentlich, recht geschickt und gut verrichtet, desgleichen den von Unsrm Ober Collegio Medico ihm aufgegebenen Casum Medico Practicum de Malo hypochondriaco v. hat confirmato sehr gut elaboriret, so approbiren und confirmiren Wir hiermit Anfangs erwehnten Carl Arnold Korthum als einen in Unserm Königreich und Landen legitimirten und recipirten Medicum Practicum solchergestalt und also, daß er seinem zu leistenden Eyde gemäß Unseren publicirten Medicinal-Edicten allerunterthänigst gehorsamst nachleben müsse.

 

Uhrkundlich ist ihm diese Approbation unter Unserm Königl. Insiegel ertheilet. So geschehen

 

Berlin den 24ten Martü 1770.

 

Königl. Preuß. Ober Collegium Medicum

Friedrich.

 

 

Eine Doktor-Vereidigung.

 

Bochum, d. 23. Sept. 1797.

Nach Anleitung der Verfügung v. 20ten dieses fanden sich der Herr Medicinae Doctor Johan Carl Arnold Kortum zur Verpflichtung persönlich bey Rathhause ein und hoben nachstehenden Eyd:

 

Ich Johan Carl Arnold Kortum schwöre und gelobe zur Gott dem Allmächtigen einen leiblichen Eyd, daß ich Seiner Königl. Majestät von Preußen etx. unsers allergnädigsten Herrn ergangene und durch den Druck publicirte Medicinal-Ordnung bey meiner erlangten Praxi Medica in allen und jeden Punkten nach meinem Vermögen halten und nicht dawiderhandeln, sondern alles, was darin verordnet, völlig nachkommen und verrichten will, wie ich es gegen Gott, die Obrigkeit und männiglich zu vrantworten getraue, auch schwöre ich, daß ich den mir von dem Königl. Obercollegio Medico aufgegebenen casum medico practicum proprio marte ohne jemandes Beyhülfe allein elaboriret habe. So wahr mir Gott helfe durch meinen Erlöser Jesum Christum zur Seligkeit. Armen.

 

pr. pr. Leib- und förmlich ausgeschworen und ist demselben darauf die allerhöchste Approbation sub dato Berlin d. 14 July a. c. nicht nur sondern auch demselben die gesamte medicinische Schriften auf dessen Erklärung, daß die Gebühren annoch an heute abgeführet werden sollten, ausgehändigt und dieses hierüber abgehaltene Protocoll von Hr. Comparenten nach vorheriger eigener Durchlesung unterschieden worden.

 

Johan Carl Arnold Kortum

Sign. . . . .

 

Jakobi. Schroeder. De Boy. Kampmann. Ecker.

 

 

Was Pastor Petersen 1817 von Weitmar berichtet.

 

„Unser Kirchspiel hat im ganzen 150 Häuser, wovon in den letzten 20 Jahren 27 gebaut sind auf Stellen, wo sonst keine standen; beinahe 50 Haushaltungen sind bergmännisch. Die Katholiken machen etwa den vierten Teil aus von den 1000 Seelen des Kirchspiels. Auf ungefähr 30 Weberstühlen wird graues Leinen und Dobbel-stein gewebt. Auch finden sich hier Nagel-, Winden-, Wagen-, Kaffeemühlen-, Schloß und Huf-Schmiede. Im Kirchspiel sind drei Kohlen-Zechen, nämlich: Storcksbank, Kirschbaum und Bonifacius im Betrieb, die auf ihren verschiedenen Schachten, wenn es sein muß, täglich 1000 Ringel Steinkohlen fördern können. Es dürften aber leicht in den nächsten 10 Jahren mehrere in Betrieb kommen, indem die Generalstollen von Stiepel bis Steele fächerweise unter der Erde aufs Kirchspiel Weitmar hinführen und zum Teil den Weitmarschen Kirchspiels-Boden schon berührt haben, z. B. der sehenswerte General Nr. 5 Der Kirchspielsboden umfaßt eine Stunde lang von Osten nach Westen den Rücken zwischen Ruhr und Emscher und liefert einen guten Standpunkt für Telegraphen; man hat von dort schöne Aussichten ins Bergische, Clevische und Münsterland“.

 

 

Was Pflicht war.

 

Die Münsterkirche in Essen kaufte 1398 von der Familie Neuburg von Hardenberg den sog. Klesinghauser Sackzehnten, der 50 ½ Scheffel Roggen und 53 ½ Scheffel Gerste betrug. Auf Andreasabend d. 29. November mußte er vor der Turmtür der Kirche zu Weitmar abgeliefert werden, wozu Ternedden das Scheffelmaß und Lennert den Besen bringen mußte. (Nach Petersen).

 

 

Bekanntmachungen aus dem Wochenblatt für den Kreis Bochum.

 

Die Anfertigung von 6 zur Straßenbeleuchtung erforderlichen Laternen nach dem Muster der bereits am Markte aufgehängten Laterne sowie das nötige Hängewerk nebst Kasten, desgleichen das zur jährlichen Unterhaltung von 7 Straßenlaternen erforderliche und auf 210 Maaß Öl veranschlagte Brennmaterial nebst Dochten sowie die Bedienung dieser Laternen soll am 6. Oktober Nachmittags 3 Uhr in dem Hause des Wirths Herrn Falkenberg hieselbst an den Mindestfordernden verdungen werden.

 

Bochum, den 26. September 1835.

 

Der Bürgermeister

v. Lüdemann.

 

Dem hiesigen Publikum bringe ich hiermit zur Kunde, daß ich eine neue Räucherkammer angelegt habe und zum Räuchern des Fleisches nur Wacholdersträucher gebrauche. Es bittet um geneigten zuspruch.

 

Diedrich Hackert, Bächer

(November 1835)

 

 

Auf dem Schacht Beharrlichkeit der Steinkohlenzeche Ver. Neue Mißgunst auf der Brenscheder Haide belegen, soll ein einspänniger Pferde-Fördergöpel errichtet worden.

 

Lusttragenden Übernehmern dient hiermit zur Nachricht, daß zu dessen Verbindung an den Wenigstfordernden der Termin auf

Freitag, den 20. August d. J., nachmittags 3 Uhr, bei dem Gastgeber F. Ruhrmann am Krengeldanz

 

Vorbestimmt ist und sowohl Zeichnung und Kostenanschlag als auch Vorbedingungen in der Geschäftsstube des Unterzeichneten zur Einsicht offen liegen.

 

Witten, den 29. Juli 1835.

 

Hardt, Obergeschworener.

 

 

Ich bin Willens, 14 Stück junge, wilde Pferde am 10. August als am Jahrmarkt zu Crange Nachmittags 3 Uhr bei Gartmann an der Crangerheide gegen baare Zahlung meistbietend zu verkaufen; da ich solche, weil sie noch ganz roh sind, nicht zum Markt bringen darf.

 

Kauflustige lade ich hierzu mit dem Bemerken ein, daß die Pferde von vorzüglicher Qualität sind.

 

Haus Grimberg, den 29. Juli 1835

 

Impressum

1925 Bochum Heimatbuch

 

Herausgegeben im Auftrag der Vereinigung für Heimatkunde von B. Kleff.

 

Verlag und Druck

Schürmann & Klagges

1. Band

 

An diesem Heimatbuche arbeiteten mit:

 

Staatsanwaltschaftsrat Dr. G. Höfken

Bergassessor Dr. P. Kukuk, Privatdozent an der Universität Münster

Rektor B. Kleff, Leiter des Städtischen Museums

Redakteur A. Peddinghaus

Redakteur F. Pierenkämper

Lehrer J. Sternemann

Studienrat Dr. G. Wefelscheid

Gustav Singerhoff

Wilma Weierhorn

sämtlich in Bochum

 

Die Federzeichnungen besorgte Graphiker Ewald Forzig

die Scherenschnitte Frl. E. Marrè / die Baumphotographien Ingenieur Aug. Nihuus

den übrigen Buchschmuck Druckereileiter Erich Brockmann

sämtlich in Bochum

 

(Zitierhinweis 2012)

Bernhard Kleff, Hg.: Bochum. Ein Heimatbuch. Bochum 1925. Bochumer Heimatbuch Bd. 1